Essen in vollkommener Dunkelheit – man sieht wirklich nichts. Das Dinner in the Dark in der Münchener Schlosswirtschaft Schwaige ist definitiv ein Erlebnis. Persönlich habe ich in der Dunkelheit wenig von den aufgetischten Speisen erkannt, geschmeckt hat es trotzdem.
»Das Auge isst mit«, ein Spruch, den ich durchaus unterstütze. Doch wie speist es sich, wenn das Auge eben nicht mitisst? Gute Frage! Ich durfte es beim Dinner in the Dark erleben. Einem (Jochen Schweitzer-)Gutschein zum Geburtstag sei Dank, kam ich in diesen »Genuss«. Auf uns wartete ein 4-Gänge-Menü mit Weinbegleitung. Wir waren durchaus aufgeregt.
Vorspiel zum Dinner in the Dark
Kurz vor dem Jahreswechsel hatten wir eine Reservierung in der Schlosswirtschaft Schwaige in Nymphenburg. Ab 19 Uhr ist Eintreffen, gegen 19:30 Uhr sollte es losgehen. Wir erhalten einen Begrüßungsdrink und sollten in einer Art kleinen Stube warten. Darin wird es aber mit der Zeit sehr voll, der Gemütlichkeitsfaktor nimmt dann schnell ab.
Bevor es losgeht, begrüßt uns eine Geschichtenerzählerin und macht uns mit den Gepflogenheiten vertraut. Das heißt, wir werden in Gruppen in unseren dunklen Speiseraum geführt, keine Taschen und Gegenstände in den Weg stellen, alles was man dabei hat, ist unter dem Stuhl zu verstauen. Aus Sicherheitsgründen, denn unser Kellner hat zwar ein Nachtsichtgerät, damit aber nur ein sehr eingeschränktes Sichtfeld. Wer raus möchte – warum auch immer – muss nur die Hand heben und nach dem Kellner rufen, schon würde einem geholfen. War aber nicht nötig, alle haben tapfer ausgeharrt. 😉
Als Frau Fröhlich und ich dran waren, hieß es, sich an den Schultern zu fassen und dem Kellner (mit Nachtsichtgerät) in einer Polonaise zu folgen. Wir durchqueren drei Vorhänge und stehen im Dunklen, im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist stockfinster, man sieht wirklich nichts, gar nichts.
Wir gehen nicht weit, aber so ganz ohne Orientierung ist es schon ein kleines Abenteuer. Unser Guide bringt uns bis zu unseren Stühlen, auf denen wir uns vorsichtig nebeneinander niederlassen. Wir ertasten das Besteck und eine Serviette sowie ein bereits gefülltes Weinglas (Rose). Das Wasser aus der Flasche durften wir selbst einschenken. Obwohl ich dachte, ich habe das gut hinbekommen, war es doch sehr nass auf dem Tisch. War wahrscheinlich vom Nachbarn gegenüber… 😉
Gut Essen in der Dunkelheit
Als erster Gang wird uns ein Salat serviert, mit Cranberrys und einer Quiche. Der Salat war natürlich leicht zu erkennen, aber im Dunklen nicht so gut zu essen. Auf die Quiche bin ich nicht gekommen. Zuerst dachte ich an ein Rührei, dafür hatte es aber nicht die passende Konsistenz.
Danach gab ein Kürbissüppchen mit Maronenschaum im Glas und Trinkhalm. War gut und das am einfachsten zu essenden Gericht. Ich bin aber nicht mal im Ansatz draufgekommen, was es hätte sein können.
Zwischen den Gängen wurde einmal Wein nachgeschenkt. Zum Hauptgang wählte ich den Rotwein. Gereicht wurde eine Maispoularde mit Kartoffelgratin und Karotten. Hier muss ich gestehen, habe ich aufgegeben mit Messer und Gabel zu essen und kurzerhand die Finger zu Hilfe genommen. Das Gute an der Dunkelheit, es sieht Dich keiner. Was in meinem Fall auch besser war. Auch hier bin ich beim Erkennen der Speisen durchgefallen. Dass es sich um einen Vogel handelt war mir zwar klar, ließ sich am Schenkel erfühlen, ich dachte aber an etwas anderes. Ich sag’s lieber gar nicht… Und auf die Karotten bin ich auch nicht gekommen. Ich hatte die ja in der Hand und dachte mir noch, »was ist das denn für schluziges Zeugs?«.
Das Dessert bestand aus einem Schoko-Parfait mit Kaffeeeisnockerl und Ananas. War ebenfalls gut und mit dem Löffel auch in der Dunkelheit ohne größere Umstände verzehrbar.
Essen im Dunklen, ein Erlebnis
Es ist echt ein Erlebnis in kompletter Dunkelheit zu sitzen. Und eben nicht nur für ein paar Minuten, sondern für etwas über zwei Stunden. Man sieht nichts, außer einem herumschwebenden grünen und roten Lichtlein des Nachtsichtgeräts und einem kurzen hellen Schatten, wenn der Kellner etwas in der nächsten Nähe serviert. Es wird mitunter recht laut, weil alle relativ laut sprechen. Da uns die Rückmeldung fehlt, ob uns der Partner versteht, spricht man unwillkürlich lauter. Zudem gibt es wahrscheinlich an jedem Abend ein paar vorlaute Mitstreiter – sieht einen ja keiner.
Zwischen den Gängen wollte die Geschichtenerzählerin von uns wissen, was wir den wohl auf dem Teller hatten. Zudem sorgte sie mit Kurzgeschichten für Unterhaltung. War echt schön.
Nach dem letzten Gang zündet sie nach einer kurzen Überleitung Kerzen an. Dadurch hält sich der »Schock« in Grenzen. Dass ich am Fenster sitze hatte ich erkannt, der Raum war letztendlich aber größer als gedacht. Jetzt erkennt man auch seine »Mitstreiter«. Das heißt, wer vorher zu vorlaut war, kann sich nun nicht mehr ganz verstecken.
Im Vorraum steht dann auch das Menü zur Ansicht bereit. Mir hat es insgesamt gut geschmeckt, auch wenn ich im dunklen kaum eine der Zutaten erkannt habe.
Dinner in the Dark Resümee und Empfehlung
Mein Resümee: Das Dinner in the Dark ist eine sehr coole Erfahrung – vielen, vielen Dank an die edlen Spender – die beste Tochter der Welt und meinen Schwiegersohn in spe!!! Ich bin mir aber mit einigen Jungs einig, das macht man nur einmal. Die meisten (alle, mit denen ich gesprochen hatte) hatten übrigens einen Gutschein.
Meine Empfehlung: Die Tischnachbarn gegenüber hatten beide alles mit dem Löffel gegessen. Das Besteck war unberührt – sieht man, wenn das Licht angeht. Eine gute Idee. Versucht gar nicht, Euch mit Messer und Gabel aufzuhalten. Man sieht nicht, was man Schneiden bzw. aufspießen könnte. Und wenn der Löffel nicht mehr hilft, esst mit den Fingern.
Beim Empfang wird einem ein Getränkegutschein für 5 Euro angeboten. Damit macht man nichts verkehrt, weil in der Schlosswirtschaft Schwaige eine Flasche Wasser schon fast 5 Euro kostet. Ihr müsst allerdings schauen, dass Ihr in der Dunkelheit auch etwas abbekommt. Und geniert Euch nicht, noch etwas zu bestellen, wenn das Licht angeht.
Geständnis: Ich hatte Frau Fröhlich vorher noch damit aufgezogen, dass sie im Dinner in the Dark nicht einfach auf die Toilette gehen könnte. Dies setzte sie erwartungsgemäß unter »Druck«. Zumal sie sich nur so semi auf die bevorstehende Dunkelheit gefreut hat. Was soll ich sagen, wer lief gleich los als es hell wurde? Mein Gegenüber und ich… 😊
Dinner in the Dark: Preise
In der Schlosswirtschaft Schwaige findet das Dinner in the Dark von Donnerstag bis Sonntag statt. Das 4-Gang-Menü mit Moderation kostet 69 Euro. Die Preise bei mydays.de und Jochen Schweitzer variieren und wenn ich es richtig verstanden habe, hatten wir die Weinbegleitung schon mit dabei.
Das Dinner in the Dark ist auf jeden Fall ein kulinarisches Erlebnis, dass man sich gerne schenken lassen sollte. 😉 Wenn Ihr schon in vollkommener Dunkelheit gegessen habt, schreibt mir gerne Eure Meinung und Erfahrung in die Kommentare. Würde mich sehr freuen.
Dinner in the Dark in der Schlosswirtschaft Schwaige
Nymphenburg 30
80638 München
Tel. 089/12 02 08 90
Schlosswirtschaft Schwaige auf Facebook