Deftige Hausmannskost und selbstgebrautes Bier kommt im Schiller-Bräu in der Schillerstraße auf den Tisch. Bayerisches im Bahnhofsviertel sozusagen. Im Sommer 2017 wurde die Wirtschaft von zwei jungen Wirtinnen neu eröffnet. Die liebe Kollegin Petra Adamik hat ihren Besuch für Gut Essen in München zusammengefasst.

von Petra Adamik

In der quirligen, stellenweise halbseidenen Schillerstraße gibt es seit Sommer 2017 mit dem Schiller Bräu ein neues bayerisches Wirtshaus. Die jungen Wirtinnen Kristina und Ninja Höfler haben sich hier einen Traum erfüllt und unter einem Dach ein traditionelles Wirtshaus sowie eine Kleinbrauerei ins Leben gerufen. Das Wirtshaus ist zwar eigenständig, gehört mit zum MK Hotel im gleichen Haus.

Die gAZtro-Kritik in der Münchner Abendzeitung vom 26.6.2017 waren der Grund, in dieser neuen Lokation einen deftigen Abend mit meinem Kollegen Florian zu verbringen, der aus Braunschweig zu Besuch war und etwas »G‘scheits« auf dem Teller haben wollte.

Schon durch das Fenster fällt von der Straße aus der Blick auf die beiden kupfernen Sudkessel, in denen im Schiller Bräu die hauseigenen unfiltrierten Biere gebraut werden. Schon allein dafür lohnt ein Besuch! Die Wirtinnen haben für ihre Gäste einen Bierkalender aufgelegt, der jeden Monat eine neue Bierspezialität verspricht. Uns hat schon das süffige, trübe Helle sehr begeistert, weiter sind wir am besagten Abend auf der Getränkekarte nicht gekommen. Mehr Informationen zu den Bieren gibt es auf der Webseite schiller-braeu.de – hier verrät die Braumeisterin etwas mehr über ihre hopfigen Köstlichkeiten.

Gut essen im Schiller Bräu

Das Wirtshaus bietet auf zwei Etagen Platz für 160 Gäste und ist damit auch für größere Gruppen geeignet. Das Ambiente ist gemütlich, mit viel Holz, aber ohne bayerischen Kitsch. Die grundsolide Speisekarte bietet traditionelle bayerische Klassiker, beispielsweise Leberkas mit Spiegelei, Rahmschwammerl mit Semmelknödel oder einen Schweinsbraten mit zweierlei Knödel für 12,65 Euro. Auch »bierige« Spezialitäten hat das Haus im Angebot. Auf der Karte findet sich beispielsweise eine Biersuppe ebenso, wie ein Biertiramisu.

Schweinsbraten mit zweierlei Knödel

Schweinsbraten mit zweierlei Knödel für 12,65 Euro im Schiller Bräu

Florian entschied sich für den Schweinsbraten, denn als Gast in Bayern muss man mindestens einmal einen Schweinsbraten essen – so der Besucher aus dem Norden. Der Braten samt Soße mundete vorzüglich, Kartoffelknödel und Beilagen ebenfalls. Lediglich der Semmelknödel gab Anlass zu leichter Kritik, denn ihm fehlte die Lockerheit. An fluffigeren Semmelknödeln sollte die Küche noch etwas arbeiten, meinte auch ein anderer Gast am Nebentisch. Er hatte die Rahmschwammerl bestellt, die solide zubereitet und gut gewürzt waren. Aber auch er bemängelte, dass der Küchencrew die Semmelknödel etwas zu fest geraten waren.

Meine Wahl fiel auf das Schnitzel Wiener Art für 15,95 Euro. Ich war offen gestanden auf die Kartoffelstifte gespannt, die auf der Karte als Beilage avisiert wurden. Man kann sich meine Enttäuschung vorstellen, als stinknormale Pommes Frites serviert wurden. Sie wurden zwar nett im Mini-Frittierkorb serviert, waren aber eindeutig zu hell. Ketchup und Majo gab’s dann – wie im Schnellrestaurant – im Plastiktütchen. Schade. Kleine Glas- oder Porzellanschälchen für die Soßen hätten stilistisch besser gepasst und weniger Plastikmüll generiert.

Deftige Hausmannskost und selbstgebrautes Bier

Deftige Hausmannskost und selbstgebrautes Bier

Schiller Bräu im Bahnhofsviertel: Gut, aber mit Luft nach oben

Bei unserem Besuch (der zugegebenermaßen schon einige Wochen zurückliegt) war der Service etwas chaotisch und unkoordiniert. Zuerst fühlte sich niemand für unseren Tisch verantwortlich, später schwirrten dann gleich mehrere Kellner um uns herum – um unsere Bestellungen aufzunehmen. Dabei wurden wir mehrfach nach unserem Getränkewunsch gefragt. Hier wurde hoffentlich inzwischen nachgebessert.

Unser Fazit: Das Essen war gut, aber wir haben in anderen Wirtshäusern der Stadt schon bessere bayerische Küche serviert bekommen. Wir buchen das jetzt aber erst einmal unter der Rubrik »Anfangsschwierigkeiten«. Grandios ist auf jeden Fall das Bier – dafür werden wir sicher wieder einmal im Schiller-Bräu vorbeischauen und dann auch der Küche eine neue Chance geben.

Ortsübliche Getränkepreise im Schiller Bräu

Die Preise im Schiller Bräu sind natürlich an die Münchener Innenstadt angepasst, gehen aber in Ordnung. Ein kleines Wasser ist ab 2,40 Euro erhältlich und die Halbe Brauwasser kostet 3,80 Euro. Saftschorlen liegen bei 3,70 (0,3l) bzw. 4,10 Euro (0,5l). Bei den Bieren wollen die Wirtinnen 3,60 für 0,3 Liter sowie 4,10 Euro für eine Halbe. Ein Ramazzotti beläuft sich auf 3,90 Euro. Als Alternative gibt’s den »bayrischen Jägermeister« Hirschkuss für 3,60 Euro. Ein Espresso kostet 2,10, der Cappuccino 3,40 Euro. Von der Ausrichtung hinkt ein Vergleich mit dem Bohne & Malz am Stachus ein wenig, die Preise sind im Schnitt aber in etwa gleich, mit leichten Vorteilen beim Schiller Bräu.

Schiller Bräu
Schillerstr. 23, 80336 München
Reservierungen & Tel. 089/890 58 48 20
Öffnungszeiten: Mo.-Fr. ab 16 Uhr, Sa. 10:30-12 und ab 16 Uhr, So. ab 11:30 Uhr
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