Auch eine Suppe kann eine vollwertige und sehr nahrhafte Mahlzeit sein. Urban Soup serviert diese im Glas – zum Trinken – frisch, mit regionalen Zutaten und vielen Stückchen, zur Sofortverkostung, to go oder mit Lieferservice. Die Suppenbar im Glockenbachviertel ist für uns eine echte Empfehlung.
Eine Suppenküche? Das klingt zunächst nicht sonderlich spektakulär. Auch der Coolness-Faktor in meinem Umfeld hielt sich in Grenzen. Fast wurde ich bedauert, dass ich zum Suppentesten gehe. Aber ich esse gerne Suppe und die Kreationen von Urban/Soup ab sofort besonders gerne.
Passenderweise ist der Laden in der Rumfordstraße – Rumford war der Erfinder, der in München nicht nur einen Herd, sondern auch die berühmte, nach ihm benannte Suppe erfand. Die war bekanntermaßen sehr einfach – bei Urban Soup geht es dagegen mit einigem Aufwand zu: Seit Anfang des Jahres werden in der Rumfordstraße (Nähe Viktualienmarkt) hochwertige Suppen frisch von Hand zubereitet. Gedacht sind sie zum Mitnehmen, so das Konzept: Die Suppen bekommt man warm in Gläsern, und man trinkt sie anstatt sie aus einem Teller zu löffeln.
Natürlich kann man sein Glas auch gleich im hippen Laden leeren, den die beiden Macher Tim Maiwald und Daniel Schmel selbst gestaltet haben. Hier trifft Urbaner Industrielook mit schwarzen Kacheln auf knallige Kontraste wie einen großen gelben Kühlschrank für die Getränke. Das Ganze wirkt stylisch und beileibe nicht wie eine biedere Suppenküche.
Gut essen im Urban Soup
Tatsächlich sind die Suppen alles andere als gewöhnlich – wir durften uns auf Einladung durch die Karte probieren. Wir, das sind in diesem Fall die Blogger-Kollegin Johanna Bayer (Quark und so). Johanna hat mir dankenswerterweise noch so viele Infos in den Text geschrieben, dass ich sie als Co-Autorin nennen möchte und nicht »nur« zitieren. Probiert haben wir:
- Olivia’s Healthy Tomato – Tomatensuppe aus frischen Tomaten mit Feta, Oliven und Rosmarin
- Creamy Coconut Carrot aus Karotte, Kokosnuss, Ingwer und Pinienkernen
- Himalayan Dhal aus Linsen, Paprika, Cumin und Fenchel
- Smokey Vienna aus Kartoffeln, geräucherter Wienern, Muskat und Weißwein
- Tom’s Tasty Chorizo aus Tomate, Chorizo und Datteln
- Gorgeous Gazpacho aus Tomate, Gurke, Paprika, Weißbrot, Birne und Mandeln
- Back to the Roots Gazpacho aus rote Beete, Himbeeren, Ingwer und Paranüssen
Der frische Geschmack und die hochwertigen Zutaten überraschen bei allen Suppen – eindeutig keine Industrieware, kein Pulver, kein Brühwürfel, keine Fertigmischungen. Alles ist selbstgemacht, und jede Suppe wird erst bei Bestellung fertig gekocht: Dazu versieht Daniel die warme Basissuppe mit den frischen Zutaten.
Toll gewürzt war die indisch angehauchte Dhal-Suppe mit gelben Linsen: Kreuzkümmel, Koriander und mit genau der richtigen Chili-Schärfe, die zum heißen Wetter passt.
Die Tomatensuppe war erkennbar aus frischen Tomaten gemacht, nicht aus passierten Dosentomaten oder gar Tomatenmark, ebenfalls sehr würzig, mit Feta Stückchen, Rosmarin, Oregano und Pfeffer. Der Hit war Tasty Chorizo auf Tomatenbasis, pikant mit frischen Chilis und Zitronensaft, dazu würzige Stückchen der spanischen Paprika-Wurst, die Daniel in der Pfanne ausgelassen und angeröstet hat.
Zu jeder Suppe gibt es knusprige kleine Brötchen, die ein Bäcker eigens für Urban Soup von Hand rollt – wahlweise mit Oliven, Tomaten oder italienischen Kräutern.
Die Portionen gibt es in zwei Größen: die Low-Top mit circa 380ml und die High-Top mit 550 ml. Die Preise bewegen sich für das kleinere Glas je nach Suppe zwischen 4,90 und 6,90 Euro bzw. 6,90 bis 8,90 Euro für das große Glas.
Das klingt im ersten Moment nach gehobenen Preisen, dafür bekommt der Gast aber auch wirklich hochwertige Produkte. Für eine gute Chorizo muss man einfach ein bisschen etwas ausgeben. Die Datteln werden nicht einfach nur kleingeschnitten, nein, in der Küche wird ein Dattelmus angerührt, mit Dattelstückchen. Auch die handgemachten Brötchen aus der Manufaktur kosten sicherlich etwas mehr als der übliche Standard.
Suppe als vollwertige Mahlzeit
»Viele verbinden Suppe mit einer Vorspeise«, sagt Daniel Schmel. »Unsere Suppen sind aber vollwertige Mahlzeiten.« Jede Suppe enthält viele Stückchen. Der Gast soll auch das Gefühl haben, etwas zu essen. Vor allem auch, weil die Suppe ja getrunken wird. Löffel werden im Laden nur als Ausnahme gereicht. Auf die Stückchen wird in der Tat viel Wert gelegt, so gibt es Pekannuss-Stücke in der Chorizo- und ganze, geröstete Pinienkerne in der Kokos-Suppe.
Unsere Favoriten waren klar die Chorizo- und die Tomatensuppe. Auch Frau Fröhlich hat die mit nach Hause genommene Chorizo-Suppe sehr gut geschmeckt. Daheim war die Suppe deutlich schärfer als vorher im Urban/Soup. Eigentlich muss eine gute Suppe sowieso noch »reifen« und schmeckt mit jedem Mal aufwärmen noch besser…
Johanna ist kein Fan von Süßkomponenten in Suppen, weswegen ihr die kalte Gazpacho (Gorgeous) mit den Mandeln und der Birne zu süß war, ebenso wie die Sommersuppe Back to the Roots, in der neben Roter Beete auch Himbeeren stecken. Ich mochte beide, obwohl Rote Beete ganz oben auf meiner »esse ich nicht«-Liste steht.
Bei beiden Kaltschalen fielen trotzdem Fruchtigkeit, Aromatik und Frische positiv auf, wenn auch die Gazpacho keine Spur von Knoblauch aufwies, der eigentlich zwingend reingehört. Aber das mag der Mittagskundschaft aus den umliegenden Büros geschuldet sein, von denen manche lieber nicht mit einer Knoblauchfahne zurückkommen.
Wer das Milde mag, ist jedenfalls mit diesen Kreationen oder mit der deftig-rauchigen, mit Muskat abgeschmeckten Kartoffelsuppe ebenso hervorragend bedient wie mit den würzigen, scharfen Suppen – zumal jeder Gast bei der Bestellung seine Wünsche äußern kann. Die Dattelstückchen in der Chorizo-Suppe, die für Johanna nicht hätten sein müssen, kann man also auch abbestellen.
Zusätzlich zu ihren köstlichen Suppen legen die Macher Wert auf Nachhaltigkeit und regionale Zutaten. Wer mag, darf seine Gläser gerne zurückbringen, für eigene Zwecke nutzen oder sie über das Altglas der Wiederverwertung zuführen. Mit steigendem Erfolg werden natürlich viele Gläser benötigt. Finde ich persönlich aber immer noch besser als Pappbecher.
Suppe: Gesunde und vollwertige »Fastfood«-Mahlzeit
Auch wenn die Macher mit dem Slogan »gesundes Fastfood« werben – von standardisierter Industrieware und Billigkram sind Urban/Soup weit entfernt. Das eigenwillige Glas-Konzept ist sicher gewöhnungsbedürftig – eine gute Suppe zu löffeln hat doch auch viel für sich. Aber die Freiheit, irgendwann ihre köstlichen Suppen auch klassisch im Teller anzubieten, haben die Jungs ja. Hervorheben möchte ich die lange Öffnungszeit von 12:00 bis um 22:00 Uhr, und dies täglich. Wer also am späteren Abend aber auch am Wochenende Hunger hat, im Urban/Soup wird geholfen.
Sinnvoll ist auch der Lieferservice, zumindest für alle, die in der Nähe wohnen oder arbeiten. Urban Soup liefert klimaneutral per Fahrradkurier oder Elektroroller. Bis zu einer Entfernung von 1,8 km beträgt der Mindestbestellwert 14 Euro bzw. 24 Euro bei bis zu 3 km, zuzüglich einer Lieferpauschale von jeweils 2,40 Euro. Zudem ist Urban/Soup bei Lieferservice Deliveroo gelistet. Geliefert wird rund um den Viktualienmarkt und einen Radius von circa 3 Kilometern in den Stadtvierteln Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, Glockenbach und Gärtnerplatz.
Crowdfunding: Unterstützer der Suppenidee gesucht
Bei einem einzelnen Laden soll es nicht bleiben. Daniel und Tim planen bereits eine Zweigstelle. Um diese aber eröffnen zu können, ist Unterstützung nötig. Eine Crowdfunding-Kampagne soll dabei helfen ein entsprechendes Investment auf die Beine zu stellen. Beteiligungen an der Suppenidee sind ab fünf Euro möglich. Hier geht’s zu Crowdfunding von Urban Soup.
Urban/Soup
Rumfordstraße 7, 80469 München
Tel. 015 77/776 71 11
Öffnungszeiten: Mo.-So. 12:00 – 22:00 Uhr
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