Der Bruderkuss Dry Gin ist ein Berliner, der in Rheinland-Pfalz destilliert wird. Sein Macher ist der Schauspieler und Produzent Bruno Eyron und auch durch das Pop-Art-Design ist er natürlich ein Hingucker. Mit seinen 14 Botanicals macht er aber auch im Glas eine gute Figur. Im Vordergrund stehen Zitrus, Wacholder und Ingwer. Allerdings muss man den Bruderkuss auch als Luxus-Gin sehen, die 0,5er Flasche kostet 60 bis 70 Euro.

Wer hier regelmäßig auf Gut Essen in München mitliest, weiß, dass ich mich gerne im Sortiment vom Vogelwildes München bediene, so auch beim Bruderkuss Dry Gin (46%). Als der in den Laden kam, war ich gleich zur Stelle. Den Macher dahinter, Schauspieler und Produzent Bruno Eyron, durfte ich anlässlich eines Tasting auch persönlich kennenlernen. Sein Ziel war es einen hochwertigen Gin für das Luxus-Segment herzustellen. Hierfür arbeitet Eyron mit der Destillerie Thomas Sippel aus Weisenheim am Berg in Rheinland-Pfalz zusammen.

Laut Eyron geben dem Dry Gin 14 handverlesene Botanicals seinen Geschmack. Dazu gehören Angelikawurzel, Ingwer, Koriander, Lavendel, Zitrusfrüchte und natürlich Wacholder.

Beim Tasting: Bruno Eyron und Karl

Beim Tasting: Bruno Eyron und Karl

Neben den Ingredienzien »lebt« der Bruderkuss auch von seinem Pop-Art-Design. Das Etikett erinnert an das Gemälde auf der Berliner East Side Gallery von Dmitri Wrubel. Das Bild ist natürlich auf der ganzen Welt bekannt. Als Flaschenetikett polarisiert es allerdings, was vermutlich so geplant war. Für die einen hat das Bild Kultstatus, andere finden die beiden Herren eher weniger sympathisch.

Von einem Luxury Dry Gin gibt es selbstverständlich nur eine begrenzte Menge. Von einer Charge werden genau 999 Flaschen abgefüllt. Ob sich vor allem die Erstabfüllung des Bruderkuss im Wert entwickelt muss sich zeigen. Eyron selbst geht schon davon aus, dass eine ungeöffnete Flasche nach circa drei Jahren, um das Drei- bis Vierfache gehandelt werden könnte.

Nosing & Verkostung des Bruderkuss Dry Gin

Bruderkuss Dry Gin

Bruderkuss Dry Gin

Nun aber zum Wichtigsten, dem Inhalt. In der Nase spüre ich zuerst den Wacholder, gepaart mit etwas Zitrus und Koriander. Auch finde ich, dass man eine gewisse Schärfe erschnüffeln kann.

Im Mund macht sich diese Schärfe direkt bemerkbar, auf angenehme Weise. Hier schlägt der Koriander und Ingwer durch. Neben einem Zitrusaroma macht sich mit der Zeit auch ein Kräutergeschmack breit. Für mich hat der Bruderkuss Dry Gin auch einen schönen, anhaltenden Nachgang.

Auf Eis wird der Bruderkuss noch etwas kräutriger. Mit einem Indian Tonic verliert er seine Schärfe, harmoniert aber gut. Zudem zeigt sich nun etwas Lavendel und es entwickelt sich ein leicht kräutriger Gin Tonic.

Video: Andrea und Karl probieren den Bruderkuss

Fazit: Sehr gut – kräutrig, poppig & hochpreisig

Der Bruderkuss polarisiert wie kein zweiter Gin. Was vor allem am Preis liegt: Eine 0,5-Liter-Flasche kostet knapp 70 Euro und damit gehört er zu den teuersten deutschen Gins. Auf die Frage, ob er so viel Geld wert ist, kann ich eigentlich keine Antwort geben. Rein auf den Geschmack bezogen, ist der Bruderkuss ein wirklich guter Tropfen, wenn man leicht scharfe Gins mit Zitrus- und Kräutergeschmack mag. Im Vergleich zu anderen guten Gins, würde ich den Aufpreis schon auf rund 25 Euro beziffern.

Andererseits soll der Bruderkuss ein Luxusprodukt sein, dass es eben nicht überall zu kaufen und zu trinken gibt. Wenn wir uns anschauen, wie viel für manch Flasche Rotwein oder Champagner aufgerufen wird, sind eventuell 70 Euro für einen Luxus-Gin gar nicht mehr so krass.

Als Tonic empfiehlt sich ein Indian Tonic, wie von Fentimans, Fever-Tree oder Thomas Henry. Durch die Kräuterlastigkeit passt für mich aber auch das Fever-Tree Mediterranean. Im Video-Tasting mit Andrea haben wir den Bruderkuss mit dem Le Tribute-Tonic probiert. Ebenfalls eine sehr gute Kombination, wie ich finde.

Bruderkuss im Vergleich mit Feel Gin & Gin Sul

Der Bruderkuss Dr Gin im Vergleich mit Feel Gin und Gin Sul.

Der Bruderkuss Dr Gin im Vergleich mit Feel Gin und Gin Sul.

Etwas, was ich künftig regelmäßig machen möchte, ist Gins auch im Vergleich zu verkosten. Für den Berliner Bruderkuss habe ich mir aus meinem Sortiment den Feel! Munich Dry (47%) aus München und den Gin Sul (43%) aus Hamburg ausgewählt.

Im Nosing duftet der Feel am zitronigsten, während der Sul durch die Zistrose kräutriger rüberkommt und beim Bruderkuss eine leichte Schärfe mitschwingt. Pur ist der Sul mit seinen 43 Prozent deutlich leichter, aber runder als der Bruderkuss. Der Feel bleibt auch im Mund am zitronigsten. Er ist schärfer als der Sul, brennt aber nicht so wie der Bruderkuss.

Mit Eis kommt beim Feel die Zitrone noch besser raus. Er ist schön rund und im Abgang bleibt ein leicht süßlicher Zitrusgeschmack. Der Bruderkuss wird mit Eis noch etwas kräutriger.

Zum Abschluss noch der Test mit einem Indian Tonic: Der Gin Sul entwickelt sich jetzt leicht süßlich. Ich mag ihn gerne, sowohl pur, als auch als Gin Tonic, aber im direkten Vergleich hat der Hamburger am wenigsten zu bieten. Der Feel präsentiert sich rund, süß und zitronig. Der Wacholder bleibt dezent im Hintergrund. Der Bruderkuss besticht durch sein Kräuteraroma. Im GT tritt die Zitrone in den Hintergrund.

Klüger sind wir nun natürlich auch nicht. Einen Vergleich muss der Bruderkuss freilich nicht scheuen. Ich mag es, wenn im Gin eine Zitrusnote durchkommt, trinke aber genauso gerne mal einen etwas herberen Gin Tonic mit Kräuteraroma.

Bruderkuss Dry Gin
46%
ca. 60-70 Euro
Hersteller: Destillerie Thomas Sippel
Bobenheimer Weg 2
67273 Weisenheim am Berg

Hinweis: Vom Bruderkuss Gin habe mir beim Tasting im Vogelwildes München eine offene Flasche zum Test geschnorrt. Vielen Dank dafür. Auf den Test und meine Meinung hat dies natürlich keinen Einfluss.